„Blind sein und nicht sehen können, das ist schlimm“, sagt ein Kinderlied. Aber wie ist es blind zu sein? Schwierig! Das wurde den 13 Kindern schnell klar, als gleich zu Anfang ein Mann mit Blindenbinde und schwarzer Sonnenbrille hereingestolpert kam. Mit seinem Stock versuchte er sich zu orientieren und seinen Weg herein in den Raum und den Stuhlkreis zu finden.
Nach einigen schwungvollen Liedern erzählte Pastor Kapp die biblische Geschichte vom blinden Bartimäus, der sich an die Straße setzte und laut schrie, als Jesus vorbeikam. Er wollte was von Jesus: Er hoffte, gesund zu werden.
Wie es sich anfühlt blind zu sein, konnten die Kinder erleben. Jedes bekam eine Augenbinde. Sie sollten mit einem Blindenball Fußball spielen, der zwar rasselte, wenn er ankam. Doch häufig gelang es nicht, ihn richtig zu orten. Auf einer Spielstraße mit 10 Stationen galt es immer wieder, die Augenklappe herunterzulassen. Wie schaffe ich einen Parcours als Blinder, nur ausgerüstet mit einem Stock? Ein kleines Abenteuer! Spannend ist auch ein Geräusche-Memory, bei dem immer zwei Döschen mit denselben Saaten geschüttelt, gehört und einander zugeordnet werden mussten. Hören hilft – und fühlen: Welche beiden Materialien fühlen sich gleich an? Fingerfertigkeit war auch von Vorteil, wenn es galt, als „Blinder“ Schätze in einer riesigen Box mit Kirschkernen zu suchen oder runde und eckige Formen in einer dafür vorgesehenen Holzbox zu versenken. Und wie kann ich Fische aus einem Bottich angeln, wenn ich nichts sehe? Zum Glück gab es auch eine Bastelaktion ohne Augenbinde: Eine Rassel aus Kronkorken wurde kreiert.
Erleichtert waren die Kinder, als sie ihre Augenklappen abnehmen und abgeben durften. Jetzt war Pause angesagt und sie wurden verwöhnt mit Knusperkeksen, Schokokuchen, Muffins und Getränken.
Damit zum Schluss gab es einen Wettbewerb: Wer kann mit einem Schwamm in kürzester Zeit am meisten Wasser transportieren? Das „Prickeln“, d.h. Bildmotive in eine vorgedruckte Karte stechen, führte zum Verständnis der Blindenschrift. Beim Dosenwerfen und der Mohrenkopfschleuder waren ein gutes Auge und etwas Geschicklichkeit gefordert.
Schnell war die Zeit vergangen, und schon holten erste Mütter ihre Kinder ab. Mit der Zusage von Gottes Segen wurden sie entlassen: „Immer und überall ist Gott da.“ Anne Holzwarth