EmK Erlöserkirche Marbach

Teil 2: Luther und die Methodisten

Wusstet ihr eigentlich … 

 … dass Martin Luthers Arbeit das Leben von John Wesley veränderte und damit auch die methodistische Bewegung? 

 

Luther war es wichtig, dass niemand und schon gar nicht die Kirche die Macht haben sollte, uns Christen von Gott und seiner Liebe zu trennen. Keinem sollte verborgen bleiben, dass Jesus uns von allem befreit hat was uns von Gott trennen kann.

Aber anstatt Jesus dafür zu feiern, feiert die evangelische Kirche den, der auf ihn verwiesen hat. Oder wie es mein geschätzter radio m Kollege Gerrit Mathis ausdrückte: „Das ist ungefähr so intelligent, wie das Schild zur Party zu feiern, als auf die Party selbst zu gehen.“

Aber genug der Kritik, denn außer Frage steht, dass Luther gute Arbeit geleistet hat. So gut, dass sie auch die methodistische Bewegung beeinflusste. John Wesley hörte Luthers Vorrede zum Römerbrief in einer Zeit, in der er sich Gott gegenüber als ungenügend empfand. Würde sein unvollkommener, zweifelnder Glaube, sein schwaches Vertrauen je ausreichen? Wie kann er sich sicher sein, von Gott geliebt zu werden?

Luthers Erkenntnisse aus dem Römerbrief gaben Wesley Antworten, die sein weiteres Leben als Christ nachhaltig veränderten. So beschreibt Wesley in seinem Tagebuch, wie es ihm plötzlich warm ums Herz wurde, als er Luthers Text hörte und ihm klar wurde, dass Gott ihm alles vergibt und ihn bedingungslos liebt. – Aber welche Erkenntnisse Luthers waren das, die Wesley so beeindruckten?

Ich habe reingelesen und so wie ich heute fast einen Übersetzer für Luthers Sprache brauche, beschäftigte Luther die Sprache von Paulus. Was meinte Paulus, wenn er von Gesetz, Sünde, Gnade, Gerechtigkeit und so weiter schreibt? Und das ist spannend! Luther schreibt zum Beispiel, dass es bei Gottes Gesetzen nicht darum geht, diese einfach nur zu befolgen. Er verstand Paulus vielmehr so, dass es darum gehe Gottes Gesetze aus tiefstem Herzen einhalten zu wollen. Also nicht aus „Angst vor Strafe“ oder „aus Liebe zum Lohn“, sondern „aus freier Lust und Liebe zum Gesetz“. Anders ausgedrückt: Gott will, dass ihr euren Feind nicht nur liebt, ihr sollt ihn aus vollem Herzen, also gerne lieben! Das verlangt viel von uns Menschen, denn das bedeutet, dass wir nicht aus Pflichtbewusstsein handeln, vergeben, lieben, sondern weil wir es im tiefsten Innern wollen. Eine Selbstverständlichkeit! – Aber das ist es leider nicht. Luther erkennt und begreift durch Paulus und den Römerbrief, dass Gott das weiß und deshalb uns durch Jesus gezeigt hat: Kein Fehler, kein Gesetzesbruch kann uns von ihm trennen. Gottes Liebe gilt bedingungslos!

Ich glaube gerne, dass Wesley diese Erkenntnis von Luther in einer Zeit der Zweifel gut getan und auch erleichtert hat. Am darauffolgenden Tag vermerkt er in seinem Tagebuch die Frage, die ihn von da an neu angespornt hat: „Wie kann diese Liebe Gottes sichtbar werden?“ – Eine Frage, die uns Methodisten bis heute antreibt! Allerdings, dank Luthers Erkenntnissen zum Römerbrief, ohne Druck und schlechtem Gewissen. Vielmehr mit Lust an und beflügelt durch Gottes Liebe!