EmK Erlöserkirche Marbach

Kirche neu denken

Mit dem JAT-Einsatz in Marbach verbinden sich unterschiedliche Wünsche und Hoffnungen für die Jugendarbeit des Bezirkes und der Region. 

Im ersten Vorbereitungsgespräch wurde deutlich, dass wir uns unter anderem eine Stärkung und Motivierung der eigenen Jugendlichen wünschen. Meine Erfahrung ist, dass fast alle Jugendlichen begeistert und erfüllt aus einer JAT-Woche in den Alltag gehen. Deswegen stellt sich die Frage, wie wir das Momentum von JAT in den Gemeindealltag hineinnehmen können? Denn, das ist auch meine Erfahrung: Was Jugendliche an einem JAT-Abend und was sie an einem Sonntagmorgen in einer EmK-Gemeinde erleben, kann je nach Ortsgemeinde sehr weit auseinanderdriften. Es stellt sich also die Frage, wie es nach JAT weitergeht.

Dazu müssen wir anschauen, was JAT für Jugendliche attraktiv macht. Ich nehme da verschiedene Punkte wahr:

  • Auf JAT wird eine intensive geistliche Gemeinschaft mit Gleichaltrigen gelebt
  • Jugendliche können sich mit ihren Gaben und Fähigkeiten ausprobieren mit der Möglichkeit des Scheiterns
  • Jugendliche entscheiden mit, was an den einzelnen Abenden geschieht.
  • Jugendliche auf JAT reden frei über Themen des Lebens und Glaubens ohne Scheuklappen
  • Jugendliche mit ihren unterschiedlichen Jugendkulturen (Musik, Mode, Sprache, etc.) sind elementarer Bestandteil eines JAT-Einsatzes

Was könnte das für eine Gemeinde dann heißen?

Klar ist, dass man die intensive geistliche Gemeinschaft eines JAT-Einsatzes nicht einfach im Gemeindealltag reproduzieren kann. Aber es stellt sich uns als Erwachsenen die Frage, welche Art von geistlicher Gemeinschaft wir unseren Kindern und Jugendlichen in der Gemeinde vorleben und mit ihnen leben. Wann und wie sprechen wir miteinander über unseren Glauben, unsere Zweifel und unsere besonderen Erfahrungen mit Gott? Gibt es von vornherein Denkverbote und warum („das darf man als Christ*In nicht!“)?

Im deutschen Methodismus sind wir es eher gewohnt, den Gottesdienst als eine Veranstaltung zu sehen, die die „andere, göttliche“ Welt repräsentiert. Das macht sich u.a. in der Gestaltung des Gottesdienstes bemerkbar mit eigenen Ritualen, Musik und Sprache. In meiner Zeit als Missionar in Malawi habe ich durch die dortige EmK eine andere Sichtweise kennen gelernt. Die Kultur innerhalb und außerhalb eines Gottesdienstes ist dort ähnlich. Zum Beispiel findet sich die gleiche Art Musik zu machen und zu Tanzen innerhalb und außerhalb der Kirche. Menschen können relativ leicht an dem anknüpfen, was in der Kirche geschieht. Ich wünsche uns als Kirche da noch mehr Mut, vertraute Wege zu verlassen, sicherlich Bewährtes zu erhalten, aber auch Neues zu wagen. Uns könnte dabei die Frage leiten (unter Einbeziehung von Jugendlichen): Wenn wir mal für einen Augenblick unsere ganze Tradition weglassen, wie müsste eigentlich ein Gottesdienst heute für heutige Menschen aussehen? Welche Musik, Lieder, Sprache, Predigten, Rituale etc. wären dran?

Ein wichtiger Punkt, auf den ich noch hinweisen möchte ist der, wie Jugendliche in Entscheidungsprozesse und in die Arbeit einer Gemeinde eingebunden sind. Wenn es z.B. um die Neugestaltung des Gemeindeprogramms, des Kirchengebäudes oder des Gottesdienstes geht; wie werden da Jugendliche in die Entscheidungen mit einbezogen. Meiner Erfahrung nach sind Jugendliche motivierter, wenn sie nicht nur Ausführende von Entscheidungen sind, die andere getroffen haben, sondern im Entscheidungsprozess mit dabei sind.

Ich freue mich auf die JAT-Tage in Marbach. Ich hoffe, dass Jugendliche erste und weitere Schritte im Glauben tun und wir zusammen eine gute geistliche Gemeinschaft erleben werden. Und meine Hoffnung ist auch, dass über die JAT-Woche hinaus Segen entsteht und uns gemeinsam Gottes Geist dauerhaft beflügelt.

Euer Klaus Schmiegel


Mehr Infos zum JAT 2018 in Marbach unter http://emk-marbach.de/jat